Madame Onilka - Unser Zuhause
- svenjaschauerte
- 31. Okt. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Onilka, so nennt sich die betagte Madame, Baujahr 1974 in Holland. Sie ist eine Contest 33 aus der Conyplex Werft und hat schon so einiges erlebt. Deshalb haben wir vor ihr eine Menge mehr Respekt, als sie wahrscheinlich vor uns. Zum einem ist sie fast doppelt so alt wie wir und zum anderen hat sie schon so einiges von der Welt gesehen. Sie hat uns schon jetzt in einigen Situationen sicheren Schutz gegeben und dies mit einer Souveränität, die wir uns manchmal selbst wünschen würden. So ein Schiff hat irgendwie einen eigenen Charakter und wird mit seiner Lebensgeschichte geprägt, ein wenig wie ein Mensch.

Onilka haben wir also im September 2020 in der Nähe von Emden gekauft. Ihr Vorbesitzer hat sie für eine längere Auszeit refitet. Dies war am Ende auch der Kaufgrund, da wir eine solche Ausstattung nicht günstiger hätten nachrüsten können. Onilka war schon in der Karibik, sie hat bereits den Atlantik Ost-West wie West-Ost gequert und was sie davor noch alles erlebt hat, weis nur sie selbst. Mit uns ist sie nun über die Nordsee wieder in heimischen Ostseegewässern gelandet, um uns darauf vorzubereiten, weitere Meere zu erkunden.

Onlika hat ihren Namen von ihrem Vorbesitzer bekommen. Unter dem Namen Onilka hat sie mit ihm viele erstaunliche Situationen gemeistert und steht immer noch grundsolide da, weshalb sollte man sie dann umbennen!? Onilka hat für uns eine eigene Persönlichkeit, die zu ihr gehört wie ihr Name, und bringt es nicht sowieso Unglück ein Boot umzubenennen? Wie können wir Onilka am besten beschreiben... Nun, ihr Seeverhalten ist immer gleich egal ob im Hafen oder bei 35 Knoten auf der offenen Ostsee, Mit einer trägen, gleichmäßigen Schaukelbewegung wippt sie durchs Leben als ob ihr Nichts und Niemand etwas antun könnte. Bewundernswert, wir erklärten uns das allerdings überwiegend über die Rumpfform und ihrer schweren Bauweise und sind sehr Dankbar darüber. Im Segelverhalten legt sie demnach nicht die beste Leichtwindperfomance auf das Wasser. Unter 10 Knoten überhölt uns so ziemlich jedes Boot. Egal mit welcher Regattabesegelung wir betakelt sind, schaukeln wir uns wie gewohnt von Welle zu Welle. Auf der Kreuz gefällt ihr unter diesen Bedingungen überhaupt nicht. Weil sie da jede kleinste Welle aus dem Weg räumt mit der Wucht eines ausgewachsenen Elefanten, anstelle sie einfach unter sich durchzulassen.

Wenn der Wind anfängt aufzubriesen fängt Onilka und dann auch wir, an zu grinsen und es wird mit der oben genannten Souveränität auf entspannteste Art und Weise ordentlich Strecke gesegelt. Das hat für uns bis jetzt nach oben hin noch keine Grenzen gezeigt, die es aber sicherlich gibt. Und warum wird sie jetzt eigentlich als Madame betitelt fragt ihr euch sicherlich. Das ist relativ einfach zu erklären. Sie ist offensichtlich weiblich, älteren Baujahrs, lässt sich von unserer Naivität nicht aus der Bahn bringen. Hingegen begegnet sie uns Eitel, besonders wenn sie dank des Radeffekts mal wieder im großen Bogen rückwärts fährt

Und nun noch ein paar Sätze zu ihren inneren Werten:
Onilkas Innenleben war ebenso einer der überzeugendsten Kaufgründe. Im Inneren ihres fast 40 Jahre alten Glasfaserkörpers ist sie erstaunlich gut erhalten und bietet aufgrund der fehlenden Achterkajüte einen wirklich großen Salon für die Bootsgröße. Da wir auf ihr leben und uns dementsprechend viel im Salon aufhalten, war uns dies sehr wichtig. Aber fangen wir mal vorne an. Die Vorschiffskoje ist ausreichend lang und ist vor allem an den Füßen nicht zu spitz geschnitten. 2 Personen können hier sehr bequem schlafen. Zum Salon hin liegt auf der Backbordseite eine kleine Nasszelle mit Toilette und im Durchgang ein sehr üppiger Schrank mit viel Stauraum. Der Salon ist, wie schon beschrieben, verhältnismäßig groß und hell. Mit Küchenzeile Steuerbords und Hundekoje Backbords. Das Cockpit ist sehr weit achtern und es gibt keine Achterkajüte. Stauraum gibts es für 2 Personen genügend so bekommen wir wirklich alles unter, aber bekanntlich würden wir jede Bootsgröße irgendwann voll bekommen. Irgendetwas ist immer noch praktisch dabei zu haben und mitzuführen.

Das letzte Jahr haben wir gebraucht, um Onilka mit all ihren Eigenschaften richtig kennenzulernen und uns auf diese einzustellen. Denn wie bei einem Menschen lässt sich ein Boot in seinem Verhalten nicht verändern. Wenn du mit ihm klarkommen und umgehen können möchtest, musst du deine Strategie an die Eigenschaften deines Bootes anpassen - und das in allen Wetter- und Lebenslagen. So lernen wir uns immer noch weiter kennen und gewinnen das Vertrauen, was wir für eine Reise in wilderen Gewässern als die Ostsee brauchen.



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