Ein (Spät-) Sommer in Schweden
- svenjaschauerte
- 17. Dez. 2021
- 11 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 23. Mai 2022
Drei Monate Schweden haben ausgereicht, um uns Hals über Kopf in das skandinavische Land zu verlieben. Nur schweren Herzens sind wir Anfang November 2021 vor Wintereinbruch zurück nach Deutschland gesegelt. Nun machen wir unser Boot winterfest und können es kaum erwarten, im Frühjahr wieder loszukommen. Ein perfekter Zeitpunkt, um in Erinnerungen zu schwelgen:
Anfang August ging es für uns los. Von der Insel Rügen segelten wir über Bornholm und die Erbseninseln zur Insel Hanö, unserem ersten Stop in Schweden. Von dort aus tingelten wir die Südküste weiter Richtung Osten, entlang der Küste bis nach Stockholm und zurück. Sollten wir unseren Schweden-Trip in nur wenigen Worten beschreiben, wären die passenden Begriffe wohl: Natur, Einsamkeit, Freiheit und Erfahrung.

Natur
Wir haben in Schweden so viel unberührte Natur vorgefunden, die in ihrer Art und Weise auf der Welt besonders ist, gerade wenn man sie vom Wasser aus erlebt. Die endlosen Schäreninseln, von denen es allein vor Stockholm um die 24.000 gibt, ziehen sich vom hohen Norden Schwedens die Ost- und Südküste entlang bis zur Westküste hin. Sie bieten Booten und ihrer Crew Zuflucht und werden von den Schweden nicht umsonst als „Natural Harbours“ bezeichnet. Tatsächlich kann man an einer Schäreninsel ebenso gut festmachen, wie in einem Hafen. Wählt man für die aktuelle Windrichtung eine passende Schäre aus, kann man sogar geschützter als im Hafen liegen. Und das Beste daran ist: Es kostet einfach NICHTS und die Aussicht ist so viel schöner! Die teils steilen und hoch bewachsenen Inseln sorgten dafür, dass unsere Onilka im totalen Windschatten liegen konnte und die manchmal sehr engen Buchten boten sehr guten Schutz vor Swell. Diese zwei Dinge sind auch elementar wichtig für eine ruhige Nacht: Wind aus der „richtigen Richtung“ und keinen Swell der das Boot an den Felsen drückt. Denn an einer Schäre festmachen heißt, das Boot mit dem Bug so nah an die Insel heran zu holen, sodass man vom Boot direkt aufs Land absteigen kann. Das klingt erstmal verrückt, aber wenn man bedenkt, dass es direkt am Ufer der Insel sofort tief wird, sogar manchmal bis auf 30 m runter geht, dann macht das ganze Manöver wieder Sinn.

Die Schweden nutzen zum Anlegen an einer Schäre einen Heck-Anker, der beim Anfahren frühzeitig geschmissen wird und dafür sorgt, dass das Heck des Bootes ausgerichtet bleibt. Um den Bug vorne am Fels festzumachen, werden sogenannte Schären-Nägel verwendet. Diese werden mit einem Hammer in eine Felsspalte eingeschlagen, damit die Taue vom Bug und von der Mittelklampe des Bootes festgemacht werden können. An einigen Stellen gibt es auch in den Fels eingelassene Ringe, an denen Boote festmachen können. Und da kommen wir zu einem weiteren elementaren Punkt. Wo das Boot an der Schäre angelegt wird, ist extrem wichtig, denn nicht überall ist es in Ufernähe tief genug. Häufig versteckt sich auch ein einsamer Fels kurz unter der Wasseroberfläche und wird erst erkannt, wenn es knallt. Zu Beginn unseres Trips haben uns Segler erzählt, dass wir nicht in Schweden gewesen sind, wenn wir nicht einen Stein gerammt haben. So normal das in Schweden wohl zu sein scheint, wir wollten diese Unannehmlichkeit auf jeden Fall vermeiden. Deshalb haben wir uns zu Beginn gar nicht getraut, am Felsen festzumachen. Wir haben zwischen den Schäreninseln normal geankert und das war in den südlichen Schären auch sehr gut machbar. Allerdings wurden die Abstände zwischen den Steininseln, je weiter wir nach Norden kamen, immer kleiner und das Wasser tiefer. Als wir unseren Anker nicht mehr fest bekamen, da wir aufgrund des wenigen Platzes zwischen den Inseln nicht für die Tiefe genügend Ankerkette ausgeben konnten, wurde uns klar, dass wir nun an den Fels ran müssen.

Es folgte ein Besuch im Yacht-Shop zusammen mit einem Local, den wir ein paar Wochen vorher kennen gelernt hatten. Dieser legte uns alles in den Einkaufswagen, was ein „echter Schwede“ für ein vernünftiges Anlegen an einer Schäre braucht: Einen Heckanker mit einer langen Ankerleine, die an einer Rolle aufgewickelt wird, eine Ankerkette und einen dafür passenden Behälter, Schären-Nägel und lange Festmacher-Leinen. Perfekt ausgestattet und mit ein paar Kilos mehr beladen, wagten wir uns an das Thema heran. Sicherheitshalber kauften wir noch einen schwedischen Hafen-Guide, der alle "Natural Harbours" der Süd- und Ostküste verzeichnet hatte. Wir würden sagen, dass das als Schären-Anfänger auch sinnvoll ist. Ein solcher Guide zeigt an, wo sich ein passender Platz zum festmachen befindet und wie dieser anzufahren ist. Wir denken, dass nur so ein ungewollter Crash zu verhindern ist. Denn auf Sicht eine Schäre anzufahren ist oft heikel, da unterwasserliegende Felsen oft zu spät sichtbar werden, und sollte den Profis vorbehalten werden. Aber auch denen passieren ungewollte Kollisionen. Man braucht nur einmal am Saison-Ende durch einen schwedischen Hafen laufen und den Kiel der an Land stehenden Boote anzuschauen. Häufig sind dort heftige Crashes zu erkennen. In diesem Zuge auch der Tipp, niemals ein schwedisches Boot kaufen ohne es aus dem Wasser gehoben zu haben ;)).

Für uns war das Festmachen im Natural Harbour definitiv "Ankern next Level" und hat unseren Trip sehr bereichert. Das hätten wir zu Beginn auch nicht gedacht, aber diese Erfahrung ist total empfehlenswert, wenn man schon einmal in den schwedischen Schären unterwegs ist. Mit einem Schritt ist man von Bord, ohne ein Dingy benutzen zu müssen und befindet sich meist auf seiner eigenen Insel, ganz allein. Zudem liegt das Boot unfassbar ruhig und geschützt, vorausgesetzt, man hat die richtige Insel gewählt. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass zum einen die Windrichtung passen muss und auch Winddreher berücksichtig werden sollten. Sehr oft wird der angesagte Wind durch die Vielzahl der Inseln umgelenkt und es kann nicht nur die vorhergesagte Windrichtung berücksichtigt werden. Zum Anderen ist bei starken Wind eine Schäre weiter innenliegend im Schärengarten günstiger als eine, die weiter außen liegt. Zudem sollte die Bucht sehr weit geschlossen sein, damit der Swell, der das Boot, obwohl es vom Wind gut geschützt liegt, an die Felsen herandrücken und den Heckanker lösen kann, nicht herein kommen kann. Wir waren zwar überrascht wie schnell und gut ein Heckanker hält, das sollte allerdings nicht herausgefordert werden.

Einsamkeit
Mit Einsamkeit hatte unser erster Stop in Schweden auf der Insel Hanö wenig zu tun. Der Hafen war sehr sehr voll und die Boote lagen im vierer-Päckchen. Bei Ankunft im Hafen wurden wir von der Hafenmeisterin empfangen, die uns einen Platz zuwies. Anders wären die vielen Boote wahrscheinlich auch nicht zu organisieren gewesen. Diese Fülle an Booten und Menschen im Hafen tat aber der Schönheit der Landschaft auf der Insel keinen Abbruch. Auf Hanö sammelten wir unsere ersten Schweden-Eindrücke und waren begeistert von dem unzähligen Wild, das frei auf der Insel lebt und dem fantastischen Sonnenuntergang, den wir am höchsten Punkt der Insel sahen.

Auch in den darauf folgenden zwei Wochen trafen wir auf verhältnismäßig viele Segler und volle Häfen, darunter auch viele deutsche Boote. Wir machten die Erfahrung, dass oft die „bekannten Ankerbuchten, die wohl jeder Aufsucht“, in den südlichen Schären die leersten waren. Ein besonderes Highlight, was uns jetzt noch in guter Erinnerung ist, war unser erster Anker-Spot auf der Insel Flakskar. Hier machten wir an einer SKX Ankerboje fest und waren begeistert von der geschützten Lage der Bucht, den kleinen unbewohnten Schweden-Hütten auf der Insel und einer Schaafsherde, die uns neugierig begrüßte. Auch machten wir zum ersten Mal die Erfahrung, dass in Schweden manche Schäreninseln mit einer Feuerstelle und Toiletten ausgestattet sind. Zudem stellten wir fest, dass diese Örtlichkeiten gepflegt und gut behandelt werden. Es scheint in Schweden ein ungeschriebenes Gesetzt zu sein, dass die Menschen alles so zurück lassen, wie sie es vorfinden - und es scheint zu funktionieren. Auch auf unserer weiteren Reise waren wir an vielen Orten, an denen Besuchern etwas frei zur Verfügung gestellt wird, und dies anscheinend mit Anstand und Respekt genutzt und behandelt wird.

Mit Ende der schwedischen Ferien Mitte/Ende August war deutlich zu spüren, dass die schwedische Hauptsaison vorbei war. Je nördlicher wir kamen, desto weniger andere Boote trafen wir. Schon Anfang September auf Öland waren wir oft das einzige Boot in den Häfen. Die Schäreninseln vor Oskarshamn bis nach Västervik waren teilweise wie ausgestorben. An den Wochenenden nahm der Verkehr ein bisschen zu, unter der Woche war dann niemand mehr zu sehen. Zu dieser Jahreszeit sieht man auf jeden Fall einsame verlassene Sommerhäuser, die teilweise allein auf einer kleinen Schäre erbaut sind, in denen zu dieser Zeit aber keiner mehr wohnt. Selbst eine größere Stadt wie Västerviek wirkte etwas ausgestorben und auch viele touristische Einrichtungen waren bereits geschlossen. Wer also auf den Luxus eines Kiosks mitten auf einer Schäreninsel oder einem offenen Restaurant direkt in Hafennähe verzichten kann, der ist auch während dieser Reisezeit mit seinem Schwedenurlaub zufrieden. Ansonsten sollte man eher in der Hauptsaison Juli-Mitte August unterwegs sein.

Wir lernten von einem Local, dass es im Sommer teilweise unangenehm voll in den Schären sein kann. Der teils geringe Platz in den Ankerbuchten führt wohl dann zu gereizten Bootsbesitzern, die darauf bestehen, dass genügend Abstand zu ihrem Boot gehalten wird, was teilweise nicht möglich ist. Diese Erfahrung blieb uns erspart und wir sammelten nur gegenteilige Eindrücke. Die schönsten Plätze, an denen teilweise kleine Holzstege oder auch komplette kleine Steganlagen in den Felsen gebaut waren, waren völlig ausgestorben und niemand beschwerte sich darüber, dass wir dort irgendjemanden Platz wegnahmen.

Freiheit
In Schweden gilt das sogenannte Jedermanns-Recht welches Jedem erlaubt, sich frei in der Natur bewegen zu dürfen. Auch ist jegliche Art von Aktivitäten erlaubt, wie Wandern, Schwimmen, Wassersport und sogar Campen. Das war für uns als Kitesurfer eine ganz neue Erfahrung, denn in Deutschland gibt es sehr viele Restriktionen was das Ausüben dieser Sportart angeht. In Schweden ist das nicht so. Wenn die Gegend keine ausgeschriebene Vogelschutzzone ist, darfst du hier deinen Kite aufbauen und aufs Wasser gehen. Und selbst diese Vogelschutzzonen gelten häufig nicht das ganze Jahr über, sondern lediglich zur Brutzeit der Vögel. Sehr fair, wie wir finden. Die Angabe darüber findet man auf kleinen gelben Schildern, die in dieser Zone angebracht sind, oder auch in See- oder Wanderkarten. Diese Freiheit, überall unser Boot anlegen zu dürfen und überall Kitesurfen zu gehen, war für uns sehr ungewohnt. Die Menschen die uns mit unseren Kites getroffen haben, haben sich teilweise sogar bedankt, dass sie dem Spektakel zusehen durften. Viele Kitesurfer wissen, dass dies in Deutschland niemals passieren würde. Schon eher wirst du verjagt und angezeigt, weil du dich mit deinem Kite irgendwo aufgehalten hast, wo es jemanden stört.
In Schweden darf jeder die Natur gleichermaßen genießen und alles nutzen, sie muss aber pfleglich behandelt und so verlassen werden, wie sie vorgefunden wurde - eine sehr schöne Regel, wie wir finden. Uns ist aber auch klar geworden, dass diese Regel mit dem Verhalten ihrer Nutzer steht und fällt. Wir haben uns gefragt, wie lange ein selbst erbauter Steg, eine öffentliche Feuerstelle mit Feuerholz, oder eine frei zugängliche öffentliche Toilette in Deutschland unbeschadet überleben würde und wie schnell solche Orte verwüstet werden würden. Leider waren wir uns nicht so sicher, wie lange das gut gehen würde. Der Umgang mit der Natur und mit Dingen, die man umsonst zur Verfügung gestellt bekommt, ist mit Sicherheit eine Erziehungssache und die Schweden machen den Anschein, als wenn sie solche Dinge wertschätzen und mit Respekt behandeln. Mit anderen Worten, sie können offensichtlich mit den Freiheiten umgehen, die ihnen gelassen wird, und das ist Grundvorraussetzung, damit eine solche Regelung funktioniert.

Für uns als Segler und Kitesurfer ist so ein Land, in dem das Jedermanns - Recht gilt, das reinste Paradies. So konnten wir mit unserem Boot überall hin und anlegen oder ankern. Auch konnten wir unsere Kites aufbauen und aufs Wasser gehen, wo auch immer es sich gerade anbot. Dadurch war es uns möglich, ganz besondere Momente in der Natur zu erleben. Allerdings ist uns auch aufgefallen, dass es auch nicht so viele Kitesurfer wie an den deutschen Küsten gibt und somit auch nicht wirklich Restriktionen notwendig sind. Das bedeutet, in Schweden sind die Spots leer und es gibt viele davon. Gerade die Insel Öland hat uns, insbesondere was das Kitesurfen angeht, sehr begeistert. Dort gibt es viele sehr vielseitige Spots, von Flachwasser bis zur Welle, und jede Menge Wind. Aber pssst, bitte nicht weitersagen ;).

Erfahrung
Natürlich haben wir wieder jede Menge Erfahrungen gemacht, gerade in unserem noch jungen Segler-Dasein. Alles fing bereits bei unserer Überfahrt Richtung Bornholm an. Wir hatten extra einen Tag ausgewählt, der, laut Vorhersage, um die 20 Knoten Wind bringen sollte. Unser Boot ist keine Leichtwind-Maschine - das wissen wir mittlerweile - und deshalb wollten wir extra an einem Tag los, an dem zumindest genügend Druck im Segel ist. Immerhin sind es ein paar Meilen von Rügen nach Bornholm, die wir möglichst bei Tageslicht absolvieren wollten.

Natürlich kam alles anders als gedacht. Unser ursprünglicher Plan war, von Rügen direkt nach Ystad, Schweden zu segeln. Jedoch nahmen Wind und Welle plötzlich so stark zu, dass wir keinen Halbwindkurs mehr segeln konnte, der uns nach Ystad bringen würde. Die Böen waren teilweise um die 35 Knoten stark und die Wellen türmten sich ordentlich auf. Wer die Ostseewelle bei Sturm kennt, weiß wie unangenehm diese werden kann. Darüber hinaus hatten wir kein Reff im Segel und ab dem Zeitpunkt, an dem wir dieses mehr als nötig gehabt hätten, machte es uns der starke Wellengang unmöglich nach vorne zu gehen, um die Segelfläche zu reduzieren. Also blieb uns nur noch „Augen zu und durch“. Wir bemühten uns, die Wellen auf einem Raumwindkurs abzureiten und dennoch brachen uns die Wellen ins Cockpit, als wären wir auf dem Atlantik (wir waren noch nie dort, aber so stellen wir uns das vor ;)). Wenn Onilka so richtig ins surfen kam, machte unsere alte Dame um die 9 Knoten fahrt, was natürlich viel zu schnell für sie ist. Das spürten wir an einem unermesslichen Ruderdruck und es viel uns teilweise schwer, Kurs zu halten.
Dieser Ritt ging ganze 13 Stunden lang. Wir wollten unbedingt auf der Ostseite Bornholms in den Hafen, da der Wellengang das Anlaufen eines näheren Hafens auf der Westseite unmöglich machte. Gegessen hatten wir auch nichts, da wir ja „gemütlich auf See frühstücken wollten“, was dann aufgrund der Bedingungen schier unmöglich geworden war. Zudem kam eine latente Übelkeit dazu, die niemanden an Essen denken ließ. Bei starken Seegang wird es schon alleine schwierig, die minimalen körperlichen Bedürfnisse wie essen, trinken und aufs Klo gehen zu befriedigen. Das macht eine 13 - stündige Überfahrt zusätzlich besonders anstrengend. Als wir dann endlich Bornholms Hammerodde umsegelten und die Wellen langsam in flacheres Wasser übergingen, viel uns ein riesiger Brocken vom Herzen. Total erschöpft aber irgendwie euphorisch darüber, dass wir die Überfahrt gut überstanden hatten, hissten wir die dänische Gastflagge und liefen in den Hafen von Aligne ein. Für einen Moment fühlten wir uns wie Helden.

Als wir diese Überfahrt am nächsten Tag reflektierten, hielten wir für das nächste Mal fest, dass wir unbedingt die Segelfläche verringern müssen, bevor wir in einer Situation wie am Vortag landen. Ein schwedischer Segler gab uns ein paar Wochen später mit auf den Weg, dass "ein Reff raus zu machen leichter ist, als ein Reff rein zu machen". Sozusagen, dass auch beim Segeln „Vorsorge besser als Nachsorge“ ist. Dies haben wir uns sehr zu Herzen genommen und haben nachfolgende stürmische Tage mit einer kleinen Segelfläche viel angenehmer in Erinnerung. „Viel hilft viel“ ist beim Segeln nicht die richtige Devise. Eher „Weniger ist mehr“! Ja wir machten teilweise im Reff sogar mehr Geschwindigkeit als mit vollem Segel.

Auch wurde uns klar, dass die Windstärke bestimmt, auf welchen Kurs wir mit unserem Boot gehen können und wir deshalb besser unsere Route planen müssen. Sich gegen die Naturgewalten zu stellen, führt zu nichts, außer, dass man in blöde Situationen gerät. So machten wir uns irgendwann gar nicht mehr auf den Weg, wenn wir wussten, dass der Wind für unsere Onilka nicht reicht, auch wenn andere Boote bei diesen Bedingungen ablegten, oder wählten bei starken Wind lieber einen Raumwindkurs. Jedes Boot ist anders - unsere Onilka verhält sich natürlich nicht wie ein neu gebautes, ultra leichtes Regatta-Boot. Und das müssen wir akzeptieren und nach den Vorzügen unseres Boots handeln. Boote haben einen eigenen Charakter, der sich nicht ändern lässt, sondern wir können ihn nur akzeptieren - wie im echten Leben eben.

Neure Erfahrungen machten wir auch bei der Navigation in den Schäreninseln. Zuvor sind wir noch nie so nah an einem Felsen vorbei gesegelt wie in Schweden. Es war am Anfang unvorstellbar für uns, dass das Land zum greifen nahe und gleichzeitig das Wasser 30m Meter tief sein kann. Daran mussten wir uns erst einmal gewöhnen und trauten uns am Anfang gar nicht, in den engen Schärengärten die Segel zu setzen. Auch mussten wir erst einmal darauf vertrauen, dass wir uns in diesem anspruchsvollen Revier doch einigermaßen auf unseren Plotter verlassen können. Eigentlich hatten wir nie die Situation, dass der Plotter etwas anderes versprach als die Realität. Zudem waren wir sehr vorsichtig und machten unser Boot nur dort fest, wo wir uns sicher waren, wie wir den Felsen anfahren mussten. Aber auch die Erfahrung mit einem Heckanker anzulegen war neu und wir können nur jedem empfehlen, das mal auszuprobieren., denn es ist ein tolles Erlebnis. Sucht euch eine einfache Bucht mit viel Platz zum manövrieren aus und ihr werdet sehen, das Anlegen am Fels ist kein Hexenwerk.

Die Liste an neuen Erfahrungen ist natürlich deutlich länger, würde aber ein bisschen zu weit führen. Für uns war dieser Sommer wichtig, dass wir unser Boot in allen Bedingungen der Ostsee gut kennen lernen konnten. Denn auch wenn man glaubt, das Grundprinzip vom Segeln verstanden zu haben, spielt es eine große Rolle, mit welchem Boot man unterwegs ist und in welchen Bedingungen. Genauso wie ein 50 Jahre altes Boot kein Regatta-Racer ist, ist die Ostsee ist nicht der Atlantik, und der Atlantik nicht der Pazifik - die skandinavischen Länder sind nicht das Mittelmeer, und das Mittelmeer nicht die Karibik. Und so sind wir uns sicher, dass wir beim Segeln niemals ausgelernt haben können - das ist ja gerade das Schöne daran.

Auf der folgenden Karte findest du all unsere Stops chronologisch geordnet, sowie Kitespots. Wenn du mehr über unsere Reise nach Schweden wissen möchtest, melde dich gerne!

